2015/16 - 2016/17

Ein Volksfeind

von Henrik Ibsen
Deutsch von Hinrich Schmidt-Henkel
Depot 1
20. Mai 2016
Skandinavien. Eine kleine Stadt in Norwegen. Der ganze Stolz der Bewohner ist das neue Heilbad, das Badegäste und somit Wohlstand verspricht. Doch dann macht der Badearzt Doktor Stockmann eine folgenschwere Entdeckung: Das Wasser des Heilbades ist verseucht – ein Besuch geradezu gesundheitsschädlich. Der Öffentlichkeit soll diese Neuigkeit selbstverständlich nicht vorenthalten werden. Aufklärung ist gefragt! Dem engagierten Doktor Stockmann sichern die Redakteure vom «Volksboten» ihr Unterstützung zu. Auch der Vorsitzende des Vereins der Hausbesitzer erklärt sich mit ihm solidarisch.

Allein Stockmanns Bruder, ausgerechnet der Bürgermeister der Kleinstadt, kann den kämpferischen Enthusiasmus nicht teilen, bedeutet die Entdeckung doch einen Imageschaden und somit zwangsläufig wirtschaftliche Einbußen. Kaum rechnet er vor, was eine Sanierung des Bades für jeden Einzelnen an Steuerlast bedeuten würde, schlägt die Stimmung um: Gerade noch gefeiert, wird Doktor Stockmann zum Volksfeind erklärt und gerät in Konfrontation mit der Stadtgemeinschaft. Auch seine Familie wird in Mitleidenschaft gezogen. Nur ein Nachgeben kann die Situation deeskalieren und wieder zur Normalität führen.
Doch Doktor Stockmann geht einen anderen Weg. Einmal ins Abseits geraten, nimmt er die Rolle des Volksfeindes an und hinterfragt die Gesellschaft radikal: Wie lässt sich Demokratie überhaupt noch rechtfertigen, wenn die Mehrzahl der Menschen nur noch den eigenen Vorteil im Blick hat? Und alle gesellschaftlichen Werte und Ideale Wohlstand und Wachstum untergeordnet sind? Darf denn die Horde der Dummen wirklich das Wort führen? Oder sollten nicht besser kluge Einzelne entscheiden? Auf einer Volksversammlung ergreift Doktor Stockmann das Wort und versteigt sich in waghalsige und extreme Positionen. Schnell wird klar: Von hier aus gibt es kein Zurück mehr in den Schoß der Gesellschaft.
Regie: Roger Vontobel
Kostüme: Tina Kloempken
Licht: Hartmut Litzinger
Dramaturgie: Thomas Laue