Die Avantgarde der Supernerds
ein theatrales Rechercheprojekt von Angela Richter in Koproduktion mit dem WDR Fernsehen
Depot 1
Uraufführung:
29. Mai 2015
29. Mai 2015
Wir sind gläsern geworden. Die Beobachtung unseres Lebens, die Durchleuchtung unserer Kommunikation und damit unsere Bewegungen, Gewohnheiten und Eigenarten ist allgegenwärtig. Und dort, wo die subtile Form unsichtbarer Überwachung noch nicht nachweisbar greift, ist ihre Möglichkeit doch jederzeit real. Unsere Daten sind irgendwo gespeichert, wir werden algorithmisch analysiert und ausgewertet. Wir sind transparent wie nie – und hätten es beinahe gar nicht gemerkt.
Die Erkenntnis, dass es so ist, trifft uns. Manche schockartig, andere langsam, schleichend. Und sie betrifft uns, denn mit ihr geht eine Veränderung unseres Weltbildes und unseres kulturellen Selbstverständnisses einher, die beispiellos ist. Andere waren schneller als wir. Whistleblower, Internetaktivisten, Coder, Cyberpunks, Geeks. Es sind die Nerds, die derzeit die Kultur der Welt bewegen. Sie haben uns die Augen geöffnet, uns aufgeklärt im besten und wörtlichsten Sinne eines westlichen Wertesystems. Und wo sind sie? Chelsea Manning, Wikileaks-Whistleblowerin, verurteilt zu 35 Jahren Haft in den USA. Julian Assange, Wikileaksgründer, physisch kaltgestellt in der Ecuadorianischen Botschaft in London. Edward Snowden, im Moskauer Asyl auf Zeit, mit ungewisser Zukunft und ohne Chance auf straflose Rückkehr in seine Heimat. Westliche Dissidenten allesamt.
Die Regisseurin Angela Richter beschäftigt sich seit längerem mit dem Phänomen der neuen Nerds und Netzaktivisten. Nun untersucht sie, was ihnen gemeinsam ist und was aus ihnen zu werden droht. Und sie fragt sich, warum die öffentliche Unterstützung dieser Dissidenten durch westliche Intellektuelle und eine künstlerisch-kulturelle Avantgarde so gering ist, während gleichzeitig östliche Dissidenten und Künstler immer auf eine ebenso aufgeregte wie wohlfeile Unterstützung dieser Gruppen zählen können. Findet vielleicht auch hier ein Paradigmenwechsel statt? Sind die Geeks die neuen Künstler und die Supernerds die neue Avantgarde? Und wir kriegen es wieder nicht mit?
Angela Richters Arbeiten bewegen sich stets im Grenzbereich von Theater und journalistischer Recherche. Sie gehen von einer Idee aus und suchen sich dann in Gesprächen, Interviews und dem Eintauchen in Welten und Themen ihren immer neuen und eigenen Weg. Nun gehen sie und das Schauspiel Köln eine besondere Partnerschaft ein: Die Arbeit entsteht als Koproduktion mit dem WDR Fernsehen. Dies bedeutet mehr als die Dokumentation eines Arbeitsprozesses oder das Aufzeichnen eines Ergebnisses: Der künstlerische Entwicklungsprozess verläuft interdisziplinär. Beide Welten, Darstellungsformen und Arbeitsweisen greifen ineinander, immer gibt es zur theatralen Umsetzung ein Gegenstück im Genre des Fernsehens. Fernsehen und Theater treffen sich, bedingen sich gegenseitig und machen sich nicht nur auf den Weg zu den westlichen Dissidenten, sondern auch auf die Suche nach einer neuen, zeitgemäßen, gemeinsamen Erzählweise.
Die Erkenntnis, dass es so ist, trifft uns. Manche schockartig, andere langsam, schleichend. Und sie betrifft uns, denn mit ihr geht eine Veränderung unseres Weltbildes und unseres kulturellen Selbstverständnisses einher, die beispiellos ist. Andere waren schneller als wir. Whistleblower, Internetaktivisten, Coder, Cyberpunks, Geeks. Es sind die Nerds, die derzeit die Kultur der Welt bewegen. Sie haben uns die Augen geöffnet, uns aufgeklärt im besten und wörtlichsten Sinne eines westlichen Wertesystems. Und wo sind sie? Chelsea Manning, Wikileaks-Whistleblowerin, verurteilt zu 35 Jahren Haft in den USA. Julian Assange, Wikileaksgründer, physisch kaltgestellt in der Ecuadorianischen Botschaft in London. Edward Snowden, im Moskauer Asyl auf Zeit, mit ungewisser Zukunft und ohne Chance auf straflose Rückkehr in seine Heimat. Westliche Dissidenten allesamt.
Die Regisseurin Angela Richter beschäftigt sich seit längerem mit dem Phänomen der neuen Nerds und Netzaktivisten. Nun untersucht sie, was ihnen gemeinsam ist und was aus ihnen zu werden droht. Und sie fragt sich, warum die öffentliche Unterstützung dieser Dissidenten durch westliche Intellektuelle und eine künstlerisch-kulturelle Avantgarde so gering ist, während gleichzeitig östliche Dissidenten und Künstler immer auf eine ebenso aufgeregte wie wohlfeile Unterstützung dieser Gruppen zählen können. Findet vielleicht auch hier ein Paradigmenwechsel statt? Sind die Geeks die neuen Künstler und die Supernerds die neue Avantgarde? Und wir kriegen es wieder nicht mit?
Angela Richters Arbeiten bewegen sich stets im Grenzbereich von Theater und journalistischer Recherche. Sie gehen von einer Idee aus und suchen sich dann in Gesprächen, Interviews und dem Eintauchen in Welten und Themen ihren immer neuen und eigenen Weg. Nun gehen sie und das Schauspiel Köln eine besondere Partnerschaft ein: Die Arbeit entsteht als Koproduktion mit dem WDR Fernsehen. Dies bedeutet mehr als die Dokumentation eines Arbeitsprozesses oder das Aufzeichnen eines Ergebnisses: Der künstlerische Entwicklungsprozess verläuft interdisziplinär. Beide Welten, Darstellungsformen und Arbeitsweisen greifen ineinander, immer gibt es zur theatralen Umsetzung ein Gegenstück im Genre des Fernsehens. Fernsehen und Theater treffen sich, bedingen sich gegenseitig und machen sich nicht nur auf den Weg zu den westlichen Dissidenten, sondern auch auf die Suche nach einer neuen, zeitgemäßen, gemeinsamen Erzählweise.
Mit
Gleiche Regie
2013/14
Halle Kalk
Eine Suche nach dem Gesicht der Zukunft
von Angela Richter
Regie: Angela Richter